Herbst 2017. Barcelona. Wir sind auf dem Weg zur Kathedrale Sagrada Familia. Da taucht Sie plötzlich vor uns zwischen den Häuserschluchten auf. Mitten im Gewimmel der Menschen geht der Blick nach oben, in den Himmel. Wie eine gigantische Tropfenburg, die wir als Kinder am Strand gebaut haben, hebt sich die Kathedrale mit ihren Türmen dem Himmel entgegen. Beeindrucktes Staunen.
Mehrmals kommen wir in den kommenden Tagen hierhin zurück. Eine unglaubliche Architektur, innen wie außen. Gebaut von Antoni Gaudi, der an so vielen Stellen in Barcelona seine Handschrift als Architekt hinterlassen hat. Gaudi selber wird die Fertigstellung der Kathedrale , die sein Meisterstück ist, nicht erleben. So viel Herzblut hat er hier gelassen. Mit seiner ganzen Kraft hat er sich auch gegen manche Widerstände für dieses Projekt eingesetzt. Mit ganzer Leidenschaft hat er all sein Können in die Planung und die Umsetzung seines Traums gesteckt, eine Kirche in einer völlig neuen Gestalt und Form. Und dieser Traum elektrisiert Menschen nach wie vor. Beeindruckend welche Kraft diese Vision noch heute hat.
Die hohen Baukräne sind ein sichtbares Zeichen, dass sich die Kathedrale noch im Bau befindet. Eine Kirche im Werden. Eine Kirche, die nur deshalb wächst, weil sich immer wieder Menschen finden, die von dem, was sie haben, ihren Teil geben. Eine Kirche, die gebaut wird ohne staatliche oder kirchliche Fördermitte, sondern nur mit den Gaben des Volkes. Eine wirkliche Kirche des Volkes.
Ein paar Tage später. Wieder stehen wir vor der Kathedrale. Diesmal vor dem Südportal. Tiefe Symbolik, in Stein geformte Theologie.
Über dem Portal Maria und Josef mit dem Kind in der Krippe. Rechts von dieser Szene lagern die Hirten, Ausgegrenzte, Habenichtse, Menschen ganz unten. Eine Kirche, die an die Ränder geht. Links von der Krippe die Könige. Menschen mit Macht, Einfluss und Geld, kniend am Boden. Mit der Geburt dieses Kindes gerät die Welt aus den Fugen. Eine neue Zeitrechnung fängt an: Gott wird Mensch und verwebt sich
aufs Engste mit unserer Geschichte.
Wir sind eingeladen durch dieses Portal zu schreiten und dem Gott zu begegnen und entgegen zu gehen, der an Weihnachten einer von uns geworden ist!